Hallöchen
meine Lieben,
ich
habe mir ja vorgenommen, ein bisschen über uns als Regenbogenfamilie
und das ganze Drumherum zu schreiben. Anfangen möchte ich mit einem
Thema, dass speziell bei mir ganz aktuell ist: Die Arbeit und der
Umgang mit Kunden.
Ich
arbeite seit Dezember 2015 in einer Umzugsfirma, sowohl im
Außendienst, als auch im Büro. In diesem Beitrag geht es aber eher
um den Außendienst.
Wir
fahren jeden Tag zu Kunden und packen dort die Umzugskartons.
Natürlich kommt man oft mit den Kunden ins Gespräch, insbesondere,
wenn man mehrere Stunden dort verbringt. Gerne aufgegriffener
Gesprächsstoff sind: Kinder und Familie.
Wenn
ich dann also erzähle, dass ich 4 Kinder habe, kommt als nächstes:
Waaaaas? VIER Kinder? Offenbar wirke ich irrsinnig jung auf andere,
oder die Tatsache, dass man heutzutage noch 4 Kinder bekommt ist eher
selten geworden. Die nächste Frage ist dann natürlich –
insbesondere nachmittags oder abends - Wer passt auf die Kinder auf?
Oder auch: Ach, dann passt ihr Mann auf die Kinder auf, das ist ja
schön!
Und
ich stehe dann da und überlege, wie ich das jetzt am geschicktesten
formulieren kann. Tatsächlich fällt meine Antwort je nach Kunde
unterschiedlich aus. Man kann relativ schnell einschätzen, wie offen
und tolerant die Kunden sind. Bei manchen sage ich einfach: Meine
Frau passt auf die Kinder auf. Bei anderen sag ich eben „mein
Mann“, auch wenn ich dabei zugegebenermaßen ein blödes Gefühl im
Bauch habe. Bei denen, die von vornherein fragen, ob mein Mann
aufpasst, bejahe ich die Frage einfach.
Und
soll ich euch was sagen? Die Kunden, denen ich mit „meine Frau“
antworte, haben bisher noch NIE nachgefragt. Ich weiß nicht genau,
warum das so ist. Im besten Fall ist es Respekt vor mir und meinem
Leben, oder eben tatsächliche Toleranz und Offenheit. Bei manchen
hatte ich aus das Gefühl, sie würden gerne fragen, aber trauen sich
nicht. Andererseits weiß ich natürlich auch nicht, ob der ein oder
andere mit dem Thema Transsexualität nicht doch überfordert wäre.
Denn bei Fragen zu meiner Frau müsste ich ja unweigerlich dieses
Thema anschneiden.
Bei
meinen Kolleginnen war das am Anfang ähnlich. Natürlich fragt man
sich gegenseitig über Familie, Kinder und all sowas aus. Mein
klassischer Satz ist ab einem gewissen Punkt dann immer: Meine Frau
war vorher mein Mann. Dann entsteht meist eine etwas längere Pause.
Auf die dann wiederum ganz viele Fragen folgen.
Und
dennoch: Es ist immer wieder komisch, nicht genau zu wissen: Wie
antworte ich am besten? Und dann auch noch, ohne meine halbe
Lebensgeschichte zu erzählen? Denn im Grunde geht ja meine
Lebensgeschichte nicht viele Leute etwas an. Und am wenigsten die
Kunden, die wir meist nur ein einziges Mal sehen.
Natürlich
kann man mir jetzt vorwerfen, dass ich nicht zu meiner Frau stehe.
Dem ist aber nicht so, sonst würde ich sie daheim verstecken, sie
nicht in soziale Medien lassen und niemals irgendwo ein Foto von uns
posten.
Und
trotzdem muss man vorm Kunden einfach aufpassen. Denn – so doof das
klingt – wir dürfen nicht unsymphatisch, schräg oder sonstwie
rüberkommen. Der Kunde könnte nämlich immernoch sagen: Nee, mit
einer Firma, die solche Leute einstellt, möchte ich nichts zu tun
haben. Es ist eben immer eine Zwickmühle.
Ähnlich
ist es übrigens beim Thema Religion. Unsere Firma hat überwiegend
muslimische Mitarbeiter – und ja, das wird nicht von allen Kunden
gern gesehen und wir haben schon einige Diskussionen geführt. Aber
wie gesagt – das ist ein anderes Thema.
Danke
fürs lesen.
Liebste
Grüße
Jane
Hey, schön die andere Seite mal zu lesen :)
AntwortenLöschenDeine Situation kann ich sehr gut nachvollziehen. Hat bei uns zwar einen anderen Hintergrund, aber genau die Überlegungen wandern mir auch immer wieder durch den Kopf. Stellt man das Missverständnis klar? Ist es zu viel Aufwand? Macht es das Gespräch unnötig kompliziert? Geht es mein Gegenüber überhaupt an?
Mein Mann und mein Freund werden oft zu einer Person, wenn ich es kurz halten will. Das ist einfacher, ich muss nicht über Alltägliches lügen, auch wenn es trotzdem eine Lüge ist, wenn auf einmal mein Mann alles übernehmen muss. Der einzige Ort wo ich das noch praktiziere, ist bei der Arbeit in der Schule. Dort ist es mir noch zu riskant wirklich mit offenen Karten zu spielen.
Wünsche dir weiterhin alles Gute. LG